Wieder Single und Go to fishing
Mein Bruder meinte: "Schreib' etwas persönliches, oder über das Internet. Das kommt bestimmt gut an."
Mittlerweile denke ich, dass die wenigsten Leser meiner Geschichten sich noch kein Bild darüber machen konnten, was man im Internet alles erleben kann.
In meinem Alter ist die Suche nach einem passenden Partner wie eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Abgesehen davon, dass die Nadeln eh alle schon zu rosten beginnen, langsam aber sicher zu Nägeln mutieren, die - erst einmal in die Wand geschlagen - sich kaum noch herausziehen lassen.
Hin und wieder gibt es Phasen, in denen sich meine Mailbox mit Baggermails füllt, bis wieder die Zeit der gähnenden Leere und Telefonstille eintritt.
Nicht cool
"Ich bin etwas schüchtern" schrieb er in seiner kleinen Nachricht. Aber was soll's, ich bin auch nicht die Plaudertasche der Nation, die Gott und die Welt zu unterhalten vermag.
So traf ich ihn und gleich mein erster Blick auf ihn löste in meinem Kopf dieses Auch-das-noch aus. Eigentlich schade!
Es wurde es ein Abend absoluter Monotonie, hinsichtlich des Aspektes: Erzähl mir was über dich, ich erzähl dir auch was über mich. Die meiste Zeit über redete ich und bald wusste ich nichts mehr über mich zu berichten. Krampfhaft hielt ich mich an meiner Cola fest, bis ich dann mit Fransen am Mund das Buffet aufsuchte, um mir einen Rieseneisbecher zu holen. Schließlich redet man nicht mit vollem Mund.
Wirklich, sinngemäß musste ich ihm all meine Erkenntnisse über seine Person aus der Nase popeln. Wie man so schön sagt!
Arbeit? Hm. Aha. Familie? Ja. Nein. Aha. Hobbies? Auch. Nicht viel.
Urlaub? Ja. So, machst du auch.
"Oh, da hab ich was Lustiges erlebt!"
Ich traue meinen Ohren nicht. Er spricht!
"Im Urlaub, ich fotografiere gern, hatte ich den falschen Film drin."
Gespannt schaute ich ihn an und wartete auf das lustige Ende seiner kleinen Geschichte.
Bis heute!
Let's swing!
Lass uns in einen Swingerclub gehen! Oh cool und schon rannte ich los, mir das passende Outfit zu besorgen. Der Tag kam, der Abend nahte und so schräubelte ich im Badezimmer am Wasserhahn herum, um mir ein wohltuendes Bad als Einstimmung auf diese neue Erfahrung einzulassen.
Das Telefon klingelte.
Kurze Unterhaltung und dann legte ich wieder auf, drehte den Wasserhahn zu und zog den Stöpsel aus der Wanne. Der Herr hatte sich entschlossen, ab sofort mit einer Anderen gewisse Etablissements aufzusuchen.
Ich schluchzte, heulte wie ein Schlosshund und nahm ein paar Tage später erneut die Suche nach einem Mann für mich auf.
Mister fast Perfect
Von Anfang versuchte ich von ihm zu erfahren, warum er mich kennen lernen wolle. Erst war ich von dem Gedanken, ihn zu treffen nicht sonderlich angetan. Dann stand er vor meiner Tür. Ein verheirateter Mann. Nicht der Erste.
Sein kleiner Ohrring funkelte im Licht der Flurlampe und überhaupt war ich sehr angetan von ihm. Trotzdem redete ich in der folgenden Stunde auf ihn ein, was er tun könne, um seine leicht marode Ehe zu retten, empfahl ein paar meiner Lieblingsbücher und dann ließ ich mich förmlich breitschlagen, massieren, was so wunderbar herrlich war. Und der Rest ebenso!
Bei ihm tat es mir in der Seele weh, ihn gehen zu lassen, da er wirklich ein fast anständiger Kerl war und ist.
Mister Perfect, Mister Right! Aber nur fast, denn er betrog seine Frau zweimal mit mir. Ich habe ihn nie wieder gesehen und: He Klaus, ich grüße dich ganz lieb!
Ganz kurz und keine Zeit
Der eine: Nach dem ersten Date, dachte ich, ich würde ihn mal wieder treffen, schließlich verabschiedete er sich mit den Worten "Wir treffen uns mal wieder." Und brauste in seinem BMW davon.
Und da ist sie: die Relativität! Ich weiß nicht, wen er mit wir meinte und nach einigen Anrufen, um zu fragen, wann wir uns wieder sehen würden, kam ich mir schon lästig und störend vor.
Schluss, meine Telefonrechnung litt.
Der Andere: Es folgte einer, der mit einer lieb gemeinten Karte auf sich aufmerksam machen wollte, um mich kennen zu lernen. Doch mit den Tagen stellte sich heraus, dass er eigentlich lieber an seinem VW rumschraubte, so für mich nicht mehr viel Zeit über blieb. Und ein Bett war in seinen Augen wirklich mehr zum Schlafen.
"Entschuldige, aber ich krieg ihn nicht hoch. Ich kann heute nicht"
So ähnlich und so weiter. Mitten in der Nacht ging er. Für immer.
Zwischendurcherkenntnisse
Der Himmel ist fast immer blau, wie Gras meistens grün und Männer überwiegend verheiratet sind.
Die mich wollen, will ich nicht. Die ich will, wollen mich nicht.
So gilt es in schweren Zeiten der Not Übergangslösungen zu schaffen, um diesen harten Entzugserscheinungen und aufkommenden menschlichen Bedürfnisse entgegenzuwirken, sie im Keim zu ersticken.
Ein Chaos durch gegenseitiges belügen und betrügen, daß sich die Balken biegen.
Männer ausnutzen.
Was gibt es denn noch?
Cybersex!
"Fühlst du es auch?"
Eigentlich nicht. "Oh ja!"
Mein Bildschirm flackert vor lauter Verzückung.
und
Telefonsex!
"Isch liebe disch! Stell dir vor, isch wäre jetzt bei dir und würde..."
Ach, wisst ihr was? - Ich werde Nonne.
© by V.S. Jan. 2002/2003